Neun Kräuter Suppe - Gründonnerstag-Schmaus vorgestellt und neu interpretiert
- Sandra von der Wilden Werkstatt
- 16. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Es ist ein kühler, klarer Morgen im Frühling. Der Tau glitzert auf den jungen Brennnesseln, in den Hecken duftet es nach Bärlauch, und irgendwo ruft eine Amsel ihren Morgengesang in die erwachende Welt. Ich gehe mit Korb und Taschenmesser über die Wiese – nicht auf der Suche nach einem festlichen Braten, sondern nach dem echten Frühlingsgruß: den ersten wilden Kräutern. Heute ist Gründonnerstag.
Seit Jahrhunderten wird an diesem Tag eine besondere Suppe gekocht – eine, die nicht aus dem Supermarktregal stammt, sondern aus der Erde, aus dem Licht, aus dem uralten Wissen der Natur. Die Gründonnerstagssuppe ist mehr als ein Rezept. Sie ist ein besinnliches Ritual. Ein Versprechen an den Körper & Geist: „Ich stärke dich mit dem, was jetzt wächst.“

Ursprung und Bedeutung der Neun Kräuter Suppe
Der Name „Gründonnerstag“ ist ein bisschen trügerisch. Tatsächlich leitet er sich vom mittelhochdeutschen grînen ab, was so viel wie weinen, klagen bedeutet – ein Hinweis auf die biblische Erzählung vom letzten Abendmahl. Und doch hat sich in vielen Regionen Europas ein Brauch erhalten, der mit der Farbe Grün mehr zu tun hat, als man zunächst denkt: das Essen frischer Wildkräuter.
Warum? Weil es der erste große Moment im Jahr ist, in dem die Natur zurückkehrt. Weil der Körper nach einem langen Winter nach frischen Bitterstoffen und Vitaminen lechzt. Und weil die Menschen schon immer wussten: Die Pflanzen, die jetzt sprießen, haben Kraft.
Besonders beliebt war die Neun-Kräuter-Suppe, denn die Zahl Neun galt als magisch – als Symbol für Ganzheit, Heilung und Wiedergeburt.
Die klassische Neun-Kräuter-Suppe
Früher nahm man das, was wuchs – oft direkt aus dem Garten, vom Wegesrand oder aus der Wiese hinterm Haus. Welche Kräuter in der Suppe landeten, hing vom Standort und vom Sammelglück ab. Häufig waren es diese neun:
Brennnessel – für Kraft und Eisen
Giersch – der wilde Vitamin-C-Booster
Bärlauch – für Würze und Reinigung
Sauerampfer – bringt Frische und Schwung
Löwenzahn – stärkt Leber und Lebensfreude
Gundermann – Schutzpflanze und Heiler
Schafgarbe – für innere Ausgeglichenheit
Spitzwegerich – besänftigt und beruhigt
Vogelmiere – zart und voller Mineralstoffe
Aber auch die Pimpinelle, Ehrenpreis, Knoblauchsrauke u.a. sind willkommene Kräuter in der Suppe.
Zubereitung:
Die Kräuter werden gewaschen, fein gehackt und in einer leichten Gemüsebrühe nur kurz aufgekocht. Eine angeschwitzte Zwiebel, etwas Mehl zum Binden, vielleicht ein Schuss Rahm – mehr braucht es nicht. Etwas Pfeffer, etwas Salz. Die Wirkung entsteht durch das Wilde, das Frische, das Unerwartete.
Diese Suppe war ein einfacher Akt der Verbundenheit: mit dem eigenen Körper, mit der Erde, mit dem Jahreslauf.

Meine moderne Interpretation der Neun Kräuter Suppe:
Gründonnerstag-Suppe mal anders - kokosgrün
Auch heute kann die Gründonnerstagssuppe ein liebevolles Ritual sein – nur etwas angepasst an die asitaische Küche die ich sehr schätze. Hier mein Vorschlag:
Zutaten (für 4 Portionen):
Je eine Handvoll frischer Kräuter die du gesammelt hast – fühle dich hier frei.
1 Zwiebel
2 mittelgroße Kartoffeln
1 EL Öl
800 ml Gemüsebrühe
200 ml Kokosmilch
Ein frisches Stück Ingwer
1 Knoblauchzehe
Salz, Pfeffer,
Zubereitung:
Die Zwiebel und den Knoblauch fein hacken und in Öl glasig dünsten.
Den Ingwer fein reiben.
Die geschälten und gewürfelten Kartoffeln hinzufügen und kurz mitdünsten.
Mit Gemüsebrühe ablöschen und die Kartoffeln weich kochen.
Die gewaschenen und grob gehackten Kräuter sowie die Kokosmilch hinzufügen.
Die Suppe pürieren und mit Salz, Pfeffer abschmecken.
Diese Variante ist besonders aufregend und bringt durch die Kokosmilch und den Ingwer eine asiatische Note in die traditionelle Suppe.
CrossOver – schon immer meins. Es würde mich freuen, wenn du sie nachkochst und mir mitteilst – wie es dir geschmeckt hat.
Und falls du bei der traditionellen Art geblieben bist – welche Kräuter sind in deiner Suppe gelandet?
Ob traditionell oder modern interpretiert, sie bietet aufjedenfall eine wunderbare Möglichkeit, den Frühling kulinarisch zu begrüßen und alte Bräuche neu zu beleben.
Liebe Sandra,
nun hast du mich zum Kochen einer Gründonnerstagssuppe inspiriert. Ich habe dafür im Garten gesammelt: Brennnessel, Giersch, Bärlauch, Sauerampfer, Löwenzahn, Gundermann, Spitzwegerich, Pimpinelle, Knoblauchsrauke und noch (nicht in deiner Liste) Taubnessel, Frauenmantel, Nelkenwurz und Lindenblätter. Das war eine richtige Power-Kräutermenge!
Und als ich dann den Kühlschrank inspizierte und dort noch einen Mangold und eine Schale Weiße-Bohnen-Püree fand, verarbeitete ich sie auch in der Suppe.
Nun kann ich natürlich nicht mehr sagen, wie mir deine neue Rezept-Kreation schmeckte. Dazu habe ich - wie meist beim Kochen - zuviel abgewandelt. Aber der Ingwer, den ich auch zugügte, gab der Suppe den "richtigen Pepp". Und sie war sehr nährend und sättigend. Heute essen wir noch einmal davon!
Danke für deine Inspiration!